Dienstag, 11. September 2012

Nur die Zeit

Zum heutigen Tag:



Musik: Enya - "Only Time"

Direkter Link zum Video: http://youtu.be/ERFmHwYrw1A

Sonntag, 1. Juli 2012

Die Flugzeugkatastrophe von Überlingen - heute vor 10 Jahren

Heute vor 10 Jahren, in der Nacht vom 1. auf den 2. Juli 2002, stießen im Luftraum bei Überlingen zwei Flugzeuge zusammen. Es war das größte Flugunglück, das die Region bislang gesehen hatte. Der SWR hat dazu einen Dokumentarfilm gemacht, der das Ereignis anhand von Beteiligten nochmal Revue passieren lässt:


http://swrmediathek.de/player.htm?show=5ed664d0-c024-11e1-849c-0026b975f2e6

Einer der in dem Film auftretenden Helfer sagt, dass den Leuten allen noch bewusst ist, was sie an dem bewussten Abend vor 10 Jahren gemacht haben. Das stimmt sogar in meinem Fall, denn ich hatte das Glück - so muss man sagen -, dass ich am 2. Juli Tagdienst hatte. Damit war ich zu dem Zeitpunkt, als das Unglück geschah, nicht im Dienst. Aufgrund des Umstands, dass ich damals zu weit weg von meiner Rettungswache wohnte, hatte ich auch keinen Funkmelder und konnte von daher nicht direkt alarmiert werden. Trotzdem bekam ich mit, dass etwas Großes passiert sein musste. Das kam so:

An dem Abend hatte ich ferngesehen. Da ich am nächsten Morgen Tagdienst hatte, hab ich mich irgendwann ins Bad aufgemacht, um mich für die Nacht zu richten. Da hörte ich ein merkwürdiges Geräusch, ein lautes Röhren. Ich wohnte damals in der Innenstadt von Überlingen und in den Straßen, die alle von großen Gebäden gesäumt sind, hallte das Geräusch wieder, so als würde irgendein übermotorisiertes Auto mit heulendem Motor durch die Stadt fahren. Später erfuhr ich, dass das das Geräusch der Flugzeuturbinen war, das man noch hören konnte, während die Trümmer bereits vom Himmel fielen.
Schließlich legte ich mich ins Bett. Nachdem ich einmal wegen eines zu leise eingstellten Weckers verschlafen hatte, habe ich es mir angewöhnt, kurz zu kontrollieren, wie laut das Radio eingestellt ist. Ich schaltete den Wecker also ein und es lief gerade ein Lied, das mir gefiel. Welches, das weiß ich nicht mehr. Also ließ ich das Radio laufen, während ich es mir schon in den Kissen bequem machte.

Dann klang das Lied langsam aus und man hörte die Stimme des Radiomoderators: "Hier laufen die Telefone gerade heiß", so was in der Art sagte er, "Hier rufen Leute an und melden einen Flugzeugabsturz bei Überlingen. Wir melden uns gleich wieder."
Was hatte der da gerade gesagt? In dem Moment fiel mir der Lärm in der Stadt auf. Sondersignal. Die Feuerwehr rückte aus. Nach dem nächsten Lied wurden ein paar der Anrufe abgespielt. Leute aus der Umgebung von Überlingen, bis nach Uhldingen rüber, erzählten von dem Feuerball und den glühenden Trümmern, die vom Himmel fielen und die sie gesehen hatten. Dann kam die erste Bestätigung: Ja, ein Flugzeugunglück. Ein Flugzeug sei explodiert.
Ich folgte der Sendung nicht mehr lange. Und mich quasi als Freiwilliger zu melden, um die Sanitätskräfte zu unterstützen, die im Einsatz waren, hatte keinen Sinn. Auf der Rettungsleitstelle würde ich nicht anzurufen brauchen, die hatten alle Hände voll zu tun. Und einfach so zur Rettungswache zu gehen, hätte auch keinen Sinn gehabt, zumal ich nicht mehr beim Roten Kreuz in Überlingen war. Außerdem hatte ich ja am nächsten Tag Tagschicht, und die musste ja auch jemand machen. Möglicherweise wären auch Rettungskräfte von meiner Wache eingesetzt, die ich bei Schichtwechsel ablösen müsste. Und zuletzt: Wäre ich wirklich vonnöten gewesen, hätte meine Rettungswache gewusst, wie sie mich erreicht.

Am nächsten Morgen hatte ich mir den Wecker früher gestellt, damit ich mitbekam, ob man schon mehr wusste. Ja, die Nachrichten brachten schon mehr, berichteten, dass zwei Flugzeuge kollidiert seien und dass man nicht mit Überlebenden rechne. Außerdem sei das Absturzgebiete, das sich von Owingen bis Brachenreute über mehrere Kilometer hinzog, weiträumig abgesperrt. Da sah ich ein kleines Problem, normalerweise wäre ich durch genau das Gebiet zu meiner Arbeitsstelle gefahren. Ich ließ mich überraschen.

Tatsächlich war die Straße in Richtung Owingen abgesperrt, aber zum Glück war die Alternativroute offen. So kam ich zur Tagschicht auf meiner Rettungswache an, wo meine Kollegen die Nacht über auch mit dem Absturz zu tun gehabt hatten und froh waren, heimgehen zu dürfen. Der eine Kollege erzählte, wie sie Stück für Stück mitbekamen, was passiert war. Wie sie Tote direkt an der Straße gefunden und sich gewundert hatten, warum die Leichen so klein sind. Zuerst schoben sie es auf den Aufprall, immerhin fand der Zusammenstoß in großer Höhe statt. Später teilte man ihnen mit, dass das Passagierflugzeug voller Kinder gewesen sei. Dann ging der Kollege nach Hause, erstmal hinlegen und versuchen zu schlafen.

Etwas später kam unsere Schnelleinsatzgruppe zurück, die ebenfalls im Einsatz gewesen war. Mit denen ausgerückt war eine Kollegin von mir, die, als sie mich sah, auf mich zukam und mir erschöpft in die Arme fiel. Die Gruppe war die ganze Nacht unterwegs gewesen und hatte Wiesen und Felder durchsucht.

Es gibt junge Kollegen im Rettungsdienst, die voller Eifer sind und darauf brennen, bei einem Großschadensereignis dabei zu sein. Tatsächlich ist das eine ganz außergewöhnliche Situation, man steht dermaßen unter Adrenalin und arbeitet, was das Zeug hält. Aber irgendwann ist die Situation bereinigt, es tritt Ruhe ein und der Körper fährt wieder runter. Dann erst wird einem bewusst, was gerade los war und was man mitgemacht hat. Und damit fängt das große Nachdenken an. Dann kommt man in die Situation, von der die Helfer in dem Filmbeitrag erzählen. Und manchmal braucht man dann als Helfer selber Hilfe.

Menschen zu helfen ist mein Beruf und extreme Erfahrungen gehören dazu. Aber in diesem Fall bin ich froh, dass das Schicksal / das fliegende Spaghettimonster / wer auch immer dafür gesorgt hat, dass ich bei diesem Einsatz nicht dabei war.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Lucky Bastard!

Mehr kann ich auch nicht sagen, als ich schon im Titel geschrieben habe. Ich meine diesen Kerl, der die Latte der originellsten Heiratsanträge damit verdammt hoch hängt:


Donnerstag, 17. Mai 2012

Loslassen

Mal wieder wird es Zeit für mich zum Loslassen von verschiedenen Dingen. Ich habe die letzten Wochen etwas aufgeräumt und aussortiert und Dinge, die von denen ich mich trennen möchte, bei eBay eingestellt:


Klicken Sie hier, um zu den eBay-Angebot zu kommen!



Montag, 23. April 2012

Der ökonomische Putsch

Ein Dossier vom Deutschlandfunk und absolut hörenswert: "Der ökonomische Putsch" - der wahre Hintergrund unserer derzeitigen Krise und über den Neoliberalismus.

Das Dossier:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dossier/1701931/

Und die Sendung als MP3:

http://dl.dropbox.com/u/9449816/Dossier_%20Der%20%C3%B6konomische%20Putsch.mp3


Unbedingt hören und weiterempfehlen!

Sonntag, 1. April 2012

Neujar 2012

Das ist also 2012. Endgültig jetzt. Der Prolog hat mir nicht gefallen, mal sehen, wie mir der Rest gefällt.

Und wer das nicht versteht, der möge meinen Post von gestern lesen.

Und ach ja: Ein gutes neues Jahr 2012... he, das wär's auch: das "neue 2012". Um 25 % besser als das "alte 2012"!

Samstag, 31. März 2012

Frohes neues Jahr!

Der geneigte Leser mag vielleicht denken: "Jetzt hat's ihn erwischt. Er ist durchgedreht. Gaga. Plemplem. Endgültig. Schade, aber eigentlich hab ich sein Blog immer gern gelesen." Nein, kein Grund zur Sorge, meinem Verstand geht's soweit ganz gut. Was den Rest betrifft...

Die letzten drei Monate waren nicht eben freundlich zu mir, sondern haben mir ein paar ordentliche Tiefschläge verpasst. Ich habe 2012 schon verflucht (noch verdammt früh dafür), doch dann kam mir eine Idee: Für mich hat 2012 nämlich noch gar nicht angefangen. So! Das hat es jetzt davon!

Die letzten Wochen und Monate habe ich für meine Projekte auf diesen Tag hingearbeitet, da dachte ich mir, gut, dann erkläre ich für mich den 31. März zu "Silvester II" und die letzten drei Monate gehörten nicht zu 2012, sondern sind ab sofort "die dunklen Monate zwischen 2011 und 2012".

2012 wird damit ein verdammt kurzes Jahr, es besteht aus nur neun Monaten und geht von April bis Dezember. Sehr passend ist auch, dass die Tradition des Aprilscherzes in einer der vielen Deutungen auf die Kalenderreform zurückzuführen sei, bei der Neujahr durch die Tageverschiebung auf den 1. April gefallen sei. So ähnlich jedenfalls.
Und natürlich ist es passend, dass an diesem Wochenende der Termin für den Neustart von meinen Projekten liegt. Wenn es interessiert: www.ep-blog.de oder www.flatflutedivers.de, da gibt es etwas mehr. Ich selbst werde den Tag heute für mich angemessen begehen.

In diesem Sinne: Prost Neujahr!

Und ach ja, passend zum Thema "Ende und neuer Anfang" ein Lied:



Queen: Who wants to live forever?

Sonntag, 26. Februar 2012

Soundtracks des Lebens: "Somebody that I used to know" - Gotye

Shattered Dreams


I thought it was you who would do me no wrong.

And now you've given me
Given me
Nothing but shattered dreams
Shattered dreams
Feel like I could run away
Run away
From this empty heart
And now you've given me
Given me
Nothing but shattered dreams
Shattered dreams
Feel like I could run away
Run away
From this empty heart
This empty heart.
Johnny Hates Jazz: Shattered Dreams


Sonntag, 5. Februar 2012

"Ziemlich beste Freunde" - Kino-Rezension

Nach längerer Zeit habe ich es endlich mal wieder ins Kino geschafft. Die Zeit ohne Kinobesuch war vor allem zwei Dingen geschuldet, zum einen meinem Termindruck, zum anderen aber auch dem Umstand, dass kaum ein Film lief, der mich zum Anschauen animiert hätte. Von dem Film, über den ich heute schreibe, hat man mir die Vorschau per Mail geschickt, und die hat mich überzeugt, "Ziemlich beste Freunde" doch mal anzuschauen.



"Ziemlich beste Freunde" - Plakat (c) by Senator Film
In dem Film geht es um den arbeitslosen Ex-Sträfling Driss (Omar Sy) und seine Beziehung zu dem reichen Erben Philippe. Der Zufall führt die beiden Zusammen, Driss braucht drei Job-Absagen, damit er Arbeitslosengeld erhält, also nimmt er wahllos an Vorstellungsgesprächen teil. Eines der Gespräche findet im Haus von Philippe statt, der einen Pfleger sucht. Philippe ist vom Hals an abwärts gelähmt und braucht Hilfe. Die großspurige, selbstüberzeugte Art von Driss erregt seine Aufmerksamkeit, und statt der gewünschten Absage hat der Ex-Sträfling auf einmal einen Job. Die beiden können fast unterschiedlicher nicht sein, Philippe liebt die klassischen Künste, gerade was Musik betrifft; Driss steht mehr auf das Moderne. Doch die beiden lernen sehr viel von einander und entwickeln sich so weiter, in der gleichen Weise, wie eine großartige Freundschaft ensteht.







Der Film hat mich sehr beeindruckt. Ehrlich gesagt gefällt mir nicht, dass laut den Angaben einiger Filmwebseiten der Erfolg von "Intouchables", wie der Film im Original heißt, schon dafür gesorgt hat, dass er in verschiedene Länder als "Remake" verkauft wurde. Der Film ist nämlich gut, so wie er ist. Die Geschichte könnte ein paar Fallstricke bereithalten, aber den Autoren Eric Toledano und Olivier Nakache gelingt es elegant, diese zu umgehen. Der Film kommt gänzlich ohne übergroßes Drama aus und wirkt dadurch besonders. Das Drama, das hinter den Lebensgeschichten der beiden Hauptfiguren steht, der eine durch einen Unfall querschnittsgelähmt, der andere durch seine Herkunft zur sozialen Randgruppe gehörend, reicht völlig aus. Das Verhältnis der beiden Männer wird mit viel schwarzem Humor erzählt und ein Zitat von Philippe bringt eine der Botschaften des Films auf den Punkt: Als ein Freund ihm von Driss' Strafregister erzählt und meint, "solche" Typen kennen kein Mitleid, erwidert Philippe: "Das ist genau das, was ich will. Kein Mitleid!" Aber den Autoren gelingt es wunderbar, ihre Botschaften dezent in den Film einzuarbeiten, ohne die Moralkeule zu schwingen. Wo andere Filme zwei Gegensätze darstellen und es darauf hinausläuft, dass sich jemand für eine Seite entscheiden muss, sieht man hier, wie die beiden Männer von einander lernen und sich ihre Leben dadurch ändern. Driss bekommt einen Einblick in die Welt der Kunst, dafür bekommt Philippe das wahre Leben mit.

Der Film sagt sehr viel mehr dadurch aus, dass er sehr viel weglässt. Nicht jeder Handlungsstrang wird bis zum Ende ausgewalzt und aufgelöst, ja selbst das Ende des Films ist irgendwie offen. Nicht in der Art offen, dass man auf eine Fortsetzung warten muss, sondern so, dass das eigene Nachdenken angeregt wird. Und dort, wo Nebenhandlungen abgeschlossen werden, erfährt man nicht immer, wie genau das geschieht. Als beispielsweise Driss' Cousin sich mit den falschen Leuten einlässt und von der Polizei verhaftet wird, hält Driss ihm eine Standpauke. In der nächsten Szene sieht man Driss, wie er sich mit den Leuten unterhält, die seinen Cousin in diese Lage gebracht haben, aber man hört nicht, was er sagt, um dafür zu sorgen, dass sie seinen Cousin in Zukunft in Ruhe lassen.

Solche Szenen sind die Fallstricke, von denen ich oben sprach. Man hätte hier wesentlich mehr Drama einbauen können oder eben Driss' Rede hörbar machen können, aber das wäre zu viel gewesen. Oder der Umstand, dass Driss am Tag des Vorstellungsgesprächs aus Philippes Haus ein Fabergé-Ei stiehlt, eine Geschichte, die wunderbar undramatisch und passend aufgelöst wird. Stattdessen hätte man hier auch noch ein großes Drama hinzufügen können, dass einer von Philippes misstrauischen Verwandten Driss die Polizei auf den Hals hetzt. Ehrlich gesagt sehe ich die Gefahr, dass solche Handlungen im Drehbuch landen, wenn der Film als Remake für die USA bearbeitet wird.

Anhand der Geschichte mit dem Fabergé-Ei kann man sehr schön Driss' Wandlung sehen, er stiehlt es nämlich, um es seiner Mutter zu schenken. Beide, weder seine Mutter noch er erkennen, was für einen Wertgegenstand sie da vor sich haben. Am Ende des Films jedoch sehen wir Driss, wie er sein bei Philippe neu erworbenes Wissen anwendet, um etwas aus seinem Leben zu machen.

Der ganze Film lebt von seiner Ruhe und davon, dass gewisse Sachen nicht ausgesprochen werden. Nicht einmal der Titel des Films, weder der Deutsche noch der Französische, kommt irgendwann im Film vor. So bleibt es dem Zuschauer überlassen, darüber nachzudenken, was es mit "Ziemlich beste Freunde" auf sich hat.

Bleibt noch die Musik zu erwähnen. Neben verschieden bekannten Pop-, Rock- und Klassikstücken hat Ludovico Einaudi eine Filmmusik komponiert, die sich dem Film ganz anpasst, genauso unaufdringlich ist, aber gerade deswegen wirkt. Besonders das Klavierstück kommt sehr zur Geltung. In manchen Szenen ist es das einzige, das man hört, und das berührt umso mehr.


Der Film läuft derzeit in den Kinos und ich kann nur dringend empfehlen, ihn sich anzuschauen. Die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, wird mit sehr viel Humor und mit sehr viel Offenheit erzählt. Da es um ein Tabuthema geht, stimmt "Ziemlich beste Freunde" aber auch sehr nachdenklich - und den Raum zum Nachdenken lässt einem der Film, indem er nicht alles bis zum Ende erklärt. Damit sticht er aus der Masse der Filme heraus. Und das macht ihn sehenswert.





Ziemlich beste Freunde (Intouchables)

Frankreich 2011



Hier noch der Trailer. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass dieser Trailer zwar sehr gute Szenen aus dem Film zeigt, der Rest aber genauso gut ist!



Dienstag, 31. Januar 2012

Ich bin kein Star - holt mich hier raus! - Dschungelcamp 2012

Alles, was zu dumm ist, um gesprochen zu werden, wird gesungen.
Voltaire

Ich weiß nicht, wie viele Menschen es mitbekommen haben, aber tatsächlich habe ich mir das "Dschungelcamp" angetan - vom Anfang bis zum Ende. Der Anfang findet sich hier, das Ende dort. Aber warum?
Ganz einfach. Nein, eigentlich nicht ganz einfach. Im Grunde ging es darum, dass diese Sendung nicht nur ein Publikums-, sondern langsam auch ein Kritikererfolg wurde. Das "clevere Konzept" wurde gelobt und betont, wie sehr sich gerade "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" von den anderen Sendungen unterscheidet, in denen Menschen vor den Kameras bloßgestellt werden. Und auch im Nachgang sind die Kritiken zu einem Gutteil positiv, etwa wenn es um Brigitte Nielsen, die Dschungelkönigin geht. An anderer Stelle wird auf das "Leben danach" eingegangen, das ja irgendwie wieder einigermaßen "normal" verlaufen sollte. Zumindest so, wie "normal" von den Stars verstanden wird.

Aber beginnen wir am Anfang. Mitten in der diesjährigen Staffel von "IBES", wie die Sendung von Fans abgekürzt wird (und auf diese Weise auch zum Twitter-Hashtag "#IBES" wurde), wurde ich auf einen Artikel aufmerksam, der das Gesamtkonzept "RTL" auf eine Weise beleuchtet, die ich interessant finde: Als in sich geschlossenen Mikrokosmos. Eine Art parallele Realität, die mit unserer Realität nicht immer was zu tun hat. Ein solches Konzept findet sich in so manchen Science-Fiction-Geschichten, oft soll damit dargestellt werden, dass es manchmal an kleinen Entscheidungen hängt, die die ganze Weltgeschichte verändern können.
Ganz so verhält es sich bei RTL nicht. Robert J. de Lapuente schreibt in "Ein in sich abgeschlossener Mikrokosmos" davon, wie bei dem Privatfernsehesender eine parallele Realität geschaffen wird, die unserer sehr ähnlich ist und deswegen gern damit verwechselt wird. Unter anderem geht das auf dem Weg, dass sich die meisten Sendungen aufeinander beziehen. Ein gescheiterter Möchtegern-Sänger bei "Deutschland sucht den Superstar" ist am nächsten Tag eine Meldung bei "Punkt 12", dem selbsternannten "Nachrichtenmagazin", und Abends nochmals bei "RTL Aktuell". Überhaupt, alles wird Nachricht, ob jemand abnehmen will, sein Haus verkaufen oder den Partner mittels Blinddates sucht. RTL bildet in diesem Reigen den Mittelpunkt des Universums, denn, so De Lapuente weiter:

RTL ist in diesem kuriosen Weltbild nicht nur Kameramann, fängt nicht nur Bilder ein. RTL ist Spender, galanter Helfer, Anreger - kurz, ein weiser Weltenlenker, der seine Schäfchen bei der Hand nimmt oder auf die Finger schlägt, je nachdem. Man hilft beim Finden von Lebenspartnern, beim Ausbau der Wohnung, beim Führen von Restaurants. Dafür blamiert man die Beteiligten nicht selten bis auf die Knochen - aber wer hilft, der darf auch spotten, ist die Maxime des Senders. Man führt Spendenmarathons durch, brüstet sich der Millionen, die der Bertelsmann-Konsument, vulgo: RTL-Zuschauer, ausschüttet und läßt die Milliarden von Bertelsmann und/oder RTL ruhig auf dem Konto schlafen. Der Sender ist die selbsternannte moralische Schule der Nation, in der es ganz besondere Leitsätze gibt. Blamiere Deinen Nächsten, ist so nur einer davon. 

Auf diese besondere Weise wird vorgegaukelt, das Paralleluniversum von RTL sei unsere Realität. Es kam ja schließlich in den "Nachrichten", also muss es wahr sein. Dabei werden allerdings leider ständig Klischees bedient, jeder Ausländer hat irgendwie Probleme mit der freizügigen deutschen Kultur und jeder Arbeitslose und / oder Hartz-IV-Empfänger ist faul und will einfach nur nicht arbeiten. 


Es ist erstaunlich, aber aus dieser grauen Masse sticht "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" tatsächlich heraus. In allen anderen Formaten sind es zumeist die Menschen, die keine oder kaum Erfahrung mit dem Mediendschungel haben, die vorgeführt werden. Einfach, weil sie keine Ahnung haben, wie sie auf dem Bildschirm rüberkommen werden oder wie Sendungen zusammgeschnitten werden, damit auch ja der falsche Eindruck entsteht. So wird ein Wasserfleck auf einer Hose zum "hat sich in die Hose gemacht". Der Durchschnittsbürger tappt in die "Komm ich jetzt im Fernsehen?"-Falle. Genau das ist es: Ihm wird eine Falle gestellt, auf die er reinfällt.
Da haben wir schon den ersten Unterschied zu "IBES": Die Menschen, die sich auf dieses Format einlassen, haben mehr oder weniger stark ausgeprägte Medienerfahrung und wissen (oder sollten es zumindest wissen), worauf sie sich da einlassen.


Die Castingshows bei RTL dramatisieren sich selbst immer hoch und gerade in den Finale-Sendungen wird das auf die Spitze getrieben. Der Moderator betont mit einer unheimlichen Penetranz, dass nur der Sieger den ganzen Ruhm ernten wird, während selbst ein verdienter zweiter Platz dazu führt, dass man Schande über sich, seine Kinder und seine Kindeskinder und deren Kindeskinder bringt. Die Sieger werden dann gerne in anderen RTL-Sendungen rumgereicht und konsequent als "Stars" bezeichnet, auch wenn sie spätestens zu Beginn der neuen Staffel im Orkus verschwunden sind.
Auch hier bricht "IBES" mit einer Gesetzmäßigkeit des RTL-Kosmos. Die Sendung nimmt sich selbst nicht so wichtig, auch wenn die teilnehmenden Stars hoffen, durch ihre Teilnahme in der Öffentlichkeit wieder wahrgenommen zu werden. In geradezu entlarvender Offenheit machen die Moderatoren Dirk Bach und Sonja Zietlow sogar bissige, bisweilen sarkastische Witze über diese Erwartungshaltungs ihrer Camp-Promis. Überhaupt, die Worte "Promi" / "Prominenter" oder "Star" werden auch nur mit einem sarkastischen Unterton verwendet und unverhohlen wird darüber gewitzelt, dass die Camper hauptsächlich aus Geldnot teilnehmen (sie erhalten für ihre Teilnahme natürlich eine Gage; diese Gage ist größer, wenn ein Promi das Camp nicht freiwillig verlässt, sondern bleibt, bis er von den Zuschauern rausgewählt wird oder gewinnt).

Doch in einigen Punkten muss sich auch "IBES" den Gesetzmäßigkeiten des RTL-Kosmos fügen, so wie ein Ziegelstein, der aus dem Eifelturm geworfen wird, den Gesetzen der Schwerkraft folgen muss, nach unten fällt und einen Franzosen trifft, was in einem langwierigen Prozess um Schmerzensgeld endet. Eine Gesetzmäßigkeit ist die "flankierende Berichterstattung". Die aktuellen Ereignisse werden in den RTL-Nachrichtensendungen gezeigt und kommentiert. Aus im Grunde nichts entstehen Nachrichten.
Die Häme, mit der über Durchschnittsmenschen in anderen Sendungen hergezogen wird, schlägt hier besonders hart zu. Es sind - wie schon gesagt - Menschen mit Medienerfahrung, da ist der Ton schon etwas rauer. Die "Dschungelprüfungen", bei denen diese Menschen an ihre Grenzen geführt werden, sind da nur ein Beispiel. Hier wird der Darstellungsdruck der Promis besonders groß. Oder aus welchem anderen Grund sollte eine 19jährige junge Frau ihren Kopf in eine Glaskugel stecken, in der ihr dann hunderte von lebenden Kakerlaken übergeschüttet werden?
Und auch das angeblich Authentische, das wir aus Sendungen wie "Big Brother" kennen, kommt vor: Die Promis sind unter 24-Stunden-Dauerbeobachtung. Alles, was sie tun, wird gefilmt. Jedes Gespräch wird belauscht. Sogar die Selbstgespräche. Und dann kommt wieder die Bearbeitung ins Spiel. In dem oben verlinkten Artikel über das "Leben danach" wird davon gesprochen, dass die Promis oft ein falsches Bild von sich selbst haben, wie sie auf das Fernsehpublikum wirken, respektive, wie der Schnitt sie wirken lässt. Man erinnere sich nur an die als "Hacke-Beil" bezeichnete Carolin Beil, die als Lästertante im Camp herhalten musste.


Doch gerade bei den "Big Brother"-Szenen passiert etwas, das RTL sonst nicht so häufig macht: Die Demaskierung. Während in anderen Sendungen Promis weiterhin ihre Rolle spielen dürfen, sehen wir sie hier im wahrsten Sinne des Wortes ungeschminkt. Und wir stellen fest: Sie haben die gleichen Probleme wie jedermann. Ja, es sind auch Menschen. Kann man "IBES" deswegen als Lehrstück nehmen, um gerade jungen Menschen die Illusion vom sorgenfreien Promileben zu nehmen? Nein. Denn kaum sind sie aus dem Camp wieder draußen, sieht man sie wieder in ihrer Rolle - und nichts anderes. Es kann sein, dass sich die Rolle etwas geändert hat, aber es bleibt eine Maske. Die kurzen Zeiträume vom Dschungelcamp werden nur allzu leicht vergessen.


Während die 2102er Staffel lief, geschah in der "wirklichen Welt" etwas Unglaubliches, dessen Gravitationswellen bis in den RTL-Kosmos schlugen. Oder sagen wir: Natürlich in den RTL-Kosmos schlugen. Was aber war geschehen? Heidi "Germany's Next Top Model" Klum und ihr Gatte Seal Henry Olusegun Olumide Adeola Samuel, genannt "Seal", hatten ihre Trennung verkündet. Natürlich war das eine Nachricht für "Punkt 12" und die bange Frage wurde gestellt: "War ihre Ehe am Ende gar nicht so mustergütig?" Da schien es wieder durch, dieser Reflex, Menschen aufgrund ihres Bekanntheitsstatus auf einen Thron zu heben. Die Ehe vom Promis hat mustergütig zu sein, was wohlwollend von den Boulevardmagazinen begleitet wird. Jedes (auch vermeintliche) Fehlverhalten wird gnadenlos an den Pranger gestellt. Bei "IBES" erfahren wir dann, dass auch diese Menschen, wenn sie die Notdurft überkommt, mal in den Dschungel pinkeln.

Allerdings kommen wir auch schlagartig und hart mitten im RTL-Universum an: die Dschungelprüfungen. Da die Camper medienerfahren sind, kann man sie in dem Moment, wenn sie wissen, dass die Kameras auf sie gerichtet sind, nicht so vorführen wie den Durchschnittsbürger. Dazu können sie viel zu gut ihre öffentliche Rolle spielen. Also, was kann man tun? Sie gewissen Extremsituationen aussetzen, sei es, indem sie mit Viechzeugs kuscheln müssen, Viechzeugs essen müssen oder mit allerlei Schleimzeugs beworfen werden. Wer einen Truthahn-Anus vor sich auf dem Teller liegen hat, dem wird es schwerfallen, weiter seine Rolle zu spielen. Die Dschungelprüfungen sind auch der Teil, über den man sich so herrlich aufregen kann, sei es nun echt von Seiten der Kritiker, oder auch aufgebauscht im Rahmen der Berichterstattung der Boulevardpresse. Die Boulevardpresse nimmt solche Kleinigkeiten dankbar auf, ekelt sich auch mal stellvertretend für den Leser und heizt damit natürlich erst recht die Neugier des Lesers an.
Und was natürlich auch fester Bestandteil des RTL-Universums ist: das Skript! Insofern ist das Dschungelcamp tatsächlich ein interessantes Experiment, nämlich weil man mit etwas Aufmerksamkeit mitkriegt, welche Rollen die Produzenten den einzelnen Kandidaten zugedacht haben - und was die Kandidaten denken, welche Rolle sie spielen. Ja, tatsächlich ist "IBES" gecastet, wie man die Darsteller einer Seifenoper castet, es gibt nur einen kleinen Unterschied: es gibt kein Dialogbuch. Die Dialoge werden improvisiert, durch den Zusammenschnitt und Sonjas und Dirks Texte aber in den entsprechenden Kontext gebracht. Und es sieht so aus, als könnte man der Inszenierung nicht entkommen, denn egal, was die Camper beim Einzug noch für eine große Rolle spielen wollten, im Lauf der Zeit fällt die Maske. Dass der Sender beim Zuweisen der Charaktere sehr oft richtig liegt, hat einen Grund: Von den Kandidaten wird vor der Sendung ein psychologisches Gutachten angefertigt. Die Produzenten wissen also sehr genau, auf welchen Schlüsselreiz bei welchem Camper welche Reaktion erfolgt.

Was ist nun mein Resümee? Nun, so ganz kann ich die vielfach gezeigte Begeisterung nicht teilen. Wer meine Artikel gelesen hat, wird feststellen, dass mir irgendwann die Puste ausgegangen ist, noch etwas lustiges oder sarkastisches über das Dschungelcamp zu schreiben. Insofern sind die Schreiber von "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" fast zu bewundern, wie sie den Level des Sarkasmus von Sendung zu Sendung beibehalten. Und es ist einiges richtig Witziges dabei. Das ist der positive Punkt: Es wird vor nichts Halt gemacht, nicht vor den Promis, nicht vor anderen Promis, nicht vor dem Bundespräsidenten, nicht einmal vor RTL.
Allerdings darf man sich auch nicht täuschen. Begriffe, die die Sendung als sowas wie ein "soziopsychologisches Experiment" beschreiben, verschaffen "IBES" eine Seriosität, die nicht vorhanden ist. Wenn wir "Experiment" sagen, klingt das irgendwie wissenschaftlich, und das ist es nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass für diese Grundzüge vermutlich eine Staffel gereicht hätte. Das Prinzip der Maskierung mit anschließender Demaskierung ist immer das Gleiche. Es dauert nur unterschiedlich lang und ist unterschiedlich ausgeprägt. Außerdem hat niemand der Beteiligten im Sinn, irgendetwas zu erforschen, Thesen zu beweisen oder zu widerlegen. Letztlich geht es nur um eins: Geld. Sonja und Dirk und ihre Schreiber im Hintergrund machen einen Job wie jeder andere auch, für den sie bezahlt werden. Die Kandidaten machen mit, weil sie Geld dafür kriegen (auch wenn die meisten nicht müde werden, von den Herausforderungen zu sprechen, die sie annehmen wollen). Und der Sender sendet das Format, weil man damit Geld verdienenen kann. Und damit ist der Zirkelschluss geschehen und wir sind wieder fest im RTL-Mikrokosmos. Denn alles, was man dort sieht, wird aus diesem Grund produziert. RTL hat keinen Bildungsauftrag, keinen Informationsauftrag, nicht einmal die Verpflichtung, einen gewissen Qualitätsstandard einzuhalten. Und da gilt nun mal das Minimalprinzip: Mit möglichst wenig Einsatz den größtmöglichen Gewinn erzielen. Da unterscheidet sich "IBES" zwar vom Rest, der auf billige Schauplätze und Laienschauspieler zurückgreift, indem es einen gewissen Aufwand betreibt, aber letztlich wird man genauso geködert, wie mit dem Rest des Programms.
Insofern ist das sogar ein doppelter Gewinn, denn während die "Scripted Reality"-Shows im Stile von "Mitten im Leben" nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen, geht das Dschungelcamp in mehrere Richtungen: von den üblichen Verdächtigen über jene, die es so schlecht finden, dass es schon wieder gut ist, bis zu den Berufsempörten, die einen Grund für ihre Empörung haben wollen. 

Und damit komme ich zu meinem Zirkelschluss. Am Anfang des Selbstversuchs mit dem Dschungelcamp 2012 stand ein Zitat aus "Der Freitag", dem ich auf den Grund gehen wollte:

Das Format illustriert nicht die Abartigkeit einer moralisch entgrenzten Fernsehkultur, sondern ist eine Weiterentwicklung, die in den bestehenden Verhältnissen eines privatwirtschaftlich organisierten Fernsehens konsequent ist.

Wenn ich mir den Satz jetzt anschaue, ist er gar nicht mehr so positiv, wie ich damals dachte. Im Gegenteil, er beschreibt ja nur, dass das Dschungelcamp eine Weiterentwicklung ist. Entwickeln kann man sich in verschiedene Richtungen. Und so sehr ich es befürworte, dass man (echte oder vermeintliche) Prominente nicht zu sehr auf einen Sockel hebt (vor allem, wenn sie eigentlich nichts wirkliches geleistet haben), beziehungsweise sie von dort möglichst schnell wieder runterholt, so sehr ist dieses Format nicht meins. Dafür ist es einfach zu sehr RTL-Mikrokosmos.


Ich habe diesen Ausflug in diese parallele Realität gemacht, um ein paar Erlebnisse für das Blog "Erlebnis Australien" aufzuschreiben. Ich werde es dabei belassen, was das Dschungelcamp betrifft. Es gefällt mir nicht.


Zeit, sich wieder anderen Dingen zuzuwenden.


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Dienstag, 10. Januar 2012

Bücherfreuden

Als Autor und Buchliebhaber finde ich das folgende Video natürlich ganz besonders toll:


"Cokelores": Auf den Spuren des Kohlendioxids im Web

Da ich Freunde in Griechenland habe, schaue ich über Facebook hin und wieder nach, wenn diese irgendwelche Links veröffentlichen. Ich halte nichts von der Kampagne, die gewisse "Organe" der "Presse" gegen Griechenland fahren und ein ganzes Volk permanent mit Schimpfwörtern (wie "Pleite-Griechen") versieht. Ich möchte mich gern informieren, wie die Griechen selbst das sehen, was ihnen vor allem von Deutschen Medien gern als "selbst schuld" und "die haben halt über ihre Verhältnisse gelebt" eingeprügelt wird. Aber um all das geht es heute nicht.
Heute hat eine Freundin einen Link auf einem griechischen Blog veröffentlicht, in dem es um Coca Cola geht. Dem Google-Übersetzer sei dank bin ich in der Lage, solche Artikel zumindest einigermaßen zu verstehen. Dabei geht es um die Gesundheitsschädlichkeit von Cola. Nun gut, darüber muss man eigentlich nicht reden, Cola enthält Unmengen von Zucker und das mag unser Körper auf die Dauer nicht. Der Artikel versucht, die Wirkung von Cola auf den menschlichen Körper zu erklären, bevor er allerdings in einen Bereich abgleitet, den ich gar nicht mag: Mythen. Neben dem bereits bekannten (und widerlegten Mythos), dass Cola Zähne und Knochen komplett zersetzen könne, findet sich ein Abschnitt mit folgender Behauptung:

Μερικά παραδείγματα: Πριν μερικούς μήνες, έγινε ένας διαγωνισμός στο πανεπιστήμιο Delhi «Ποιος θα πιεί την περισσότερη Coke?» Ο νικητής ήπιε 8 μπουκάλια και πέθανε επί τόπου από την υπερβολική δόση «μελανικής διοξύνης» στο αίμα του και μη επαρκής οξυγονόσεως. Από τότε, ο πρύτανης απαγόρεψε τα αναψυκτικά από την καντίνα του πανεπιστημίου.

Ich bitte um Vergebung, dass ich den Original-Beitrag nicht verlinke, da ich (trotz Google-Übersetzer) nicht ganz schlau draus werde, was genau das für ein Blog ist und lieber vorsichtig bin. Es enthält neben kritischen Beiträgen über den Finanzmarkt und die derzeitige Krise auch einiges, das eindeutig der Szene der Verschwörungs-Theoretiker zuzuordnen ist. So ist es auch in diesem Artikel, was deutlich an dem kopierten Absatz zu sehen ist: Berichtet wird von einem Wettbewerb, den es angeblich an einer Universität in Delhi gegeben habe: "Wer kann am meisten Cola trinken?" Der Sieger habe 8 Flaschen getrunken und sei an einer "Kohlendioxid-Vergiftung" gestorben, weil er nicht mehr genug Sauerstoff im Blut hatte.

Im wahrten Sinne des Wortes stießen mir da mehrere Dinge auf:
  1. Acht Flaschen... mit welchem Volumen? Es macht einen Unterschied, ob man 0,33l- oder 2,0l-Flaschen austrinkt.
  2. Kohlendioxid-Vergiftung... durchs Trinken?
  3. Es gibt keinen Bericht aus einer einigermaßen vertrauenswürdigen Quelle (Nachrichten, Zeitung), der über den Tod des Studenten schreibt.
Schon seit einer Zeit, in der es noch kein Internet gab, kursierten verschiedene Gerüchte und Behauptungen über Cola. Menschen mit Ahnung (vulgo "Wissenschaftler") haben seither versucht, diese zu entkräften. Seither sammelt man solche Mythen unter dem Begriff "Cokelore" (auf Deutsch ungefähr "Cokelores" - ausgesprochen "couk'e-lohres" -, in Anlehung an das Wort "Kokolores", vermischt mit dem Namen "Coke"). In mir kam gleich der Verdacht auf, dass es sich bei der Geschichte ebenfalls um "Cokelores" handelt.

Ich musste etwas suchen, bin aber doch fündig geworden. Natürlich widerspricht Coca Cola dieser Darstellung selbst auf der eigenen Webseite, aber auch auf Webseiten, in denen es um den Wahrheitsgehalt von solchen Geschichten geht, wird das ganze als Unsinn widerlegt.

Die Lösung ist auch ganz einfach: Das Kohlendioxid, das sich in Cola (oder jedem anderen Softdrink) befindet, wird nicht über den Magen aufgenommen und kann daher auch nicht in den Blutkreislauf gelangen, wenn man größere Mengen solcher Getränke trinkt. Das einzige, was das verursacht, ist ein gewaltiger Rülpser. Kohlendioxid in Gasform ist gefährlich, wenn es in größeren Mengen eingeatmet wird. Es ist zum Beispiel bei Silounfällen Todesursache: In Silos vorhandene Biomasse fängt an zu gären und das dabei entstehende Kohlendioxid verdrängt den Sauerstoff. Ein Mensch, der sich dort aufhält, stirbt an Sauerstoffmangel - genau genommen stirbt er also nicht einmal an dem Umstand, zu viel Kohlendioxid eingeatmet zu haben, sondern daran, nicht genug Sauerstoff bekommen zu haben.

Noch ein interessanter Fakt: Eine Webseite, die sich um solche Mythen kümmert, schreibt, bereits 2003 auf diese Geschichte gestoßen zu sein, in der es konkret heißt, der angebliche Wettbewerb an der Universität in Delhi habe "vor zwei Monaten" stattgefunden. Der Artikel in dem griechischen Blog ist aktuell (vom 10. Januar 2012), und die Geschichte kursiert heute noch immer.

Natürlich ist gesundheitliche Aufklärung wichtig, und es ist auch wichtig darauf hinzweisen, was man seinem Körper unter Umständen antut, wenn man gezuckerte Softdrinks über längere Zeit regelmäßig trinkt. Aber leider schießt man dieser Idee selbst ins Knie, wenn man sie mit unwahren Geschichten vermischt. Das macht unglaubwürdig. Andererseits ist das wieder ein Anzeichen dafür, dass im 21. Jahrhundert die Menschen dringend in Medienkompetenz unterrichtet werden müssen. Sie müssen die Dinge mehr hinterfragen und den Mut haben, sich ihren eigenen Verstandes zu bedienen, damit sie merken, dass man manchen Geschichten etwas merkwürdig ist. Und wie sie mindestens eine zweite Quelle für eine Geschichte finden können, um einen anderen Standpunkt zu lesen. Ansonsten werden wir noch häufig die Behauptung lesen, dass 8 Flaschen Cola einen Menschen umbringen können.

Man, jetzt krieg ich echt Durst...


Quellen:

The Coca Cola Company: Myths and Rumors
Snopes.com: Cokelore - CO2 Fast 2 Furious - Student dies after drinking too much Coke too fast